Neben dem Sparen ist das Investieren ein wichtiger Bestandteil der persönlichen Vermögensbildung. Warum aber investieren so viele Menschen in Deutschland nicht? Aus Beobachtungen und Analysen habe ich hier drei Aspekte herauskristallisiert, warum viele nicht investieren. Dabei gehe ich auf die zugrunde liegenden Glaubenssätze ein. Kommen dir einige dieser Glaubenssätze bekannt vor? Findest du manche Gedanken auch bei dir wieder? Nutze diese Anregungen, um mit Bedacht deine eigene Einstellung zum Investieren zu überdenken.
Das Hamsterrad
Unser Umfeld hat einen großen Einfluss auf unser Verhalten und in Deutschland ist Sparen nicht mehr angesagt. Geiz ist geil (Saturn) wurde durch den Trend, Shop like a Billionaire (Temu) abgelöst. Schnelle Produktzyklen und allgegenwärtige Ratenkaufangebote befeuern dieses Kaufverhalten. Diese Solgans suggerieren uns, dass ein Leben von Paycheck zu Paycheck der Normalfall ist. Und die Menschen, die wir mit viel Geld sehen, seien es Influencer, Politiker oder Prominente, sprechen in der Regel nicht darüber, wie sie zu ihrem Geld gekommen sind oder wie sie es investiert haben. Sondern das Zeigen des Geldes steht im Vordergrund.
Dieser Glaube führt uns in einen Teufelskreis, der als Lifestyle Inflation beschrieben wird. Dieser Begriff beschreibt in der Finanzwelt folgendes universelles Phänomen: Unsere Ausgaben wachsen mit unseren Einnahmen. Während wir uns in den ersten Monaten nach einer Gehaltserhöhung uns noch als besonders flüssig fühlen, sehnen wir nach einiger Zeit die nächste Gehaltserhöhung herbei. Denn dann können wir uns endlich den zusätzlichen Urlaub im Jahr gönnen, endlich den größeren Mietwagen nehmen, endlich das tolle neue Kleid kaufen, endlich das neue Serienabonnement abschließen, oder oder oder. Irgendetwas fällt uns immer ein, wofür wir das zusätzliche Geld gerade brauchen. Und natürlich haben wir uns diesen Luxus auch verdient, wenn das Geld dann auf dem Konto landet. Das Gefährliche daran ist, dass sich dieser Kreislauf immer fortsetzt. Zumindest wir Normalos werden nie so viel verdienen, dass wir keine Träume mehr haben, die wir ausgeben können.
Die gute Nachricht ist, dass Einsicht der erste Weg zur Besserung ist. Und jetzt, wo auch du dieses Phänomen erkennst, wirst du in deinem Alltag immer wieder Verhaltensmuster finden, die auf die Lifestyle-Inflation zurückzuführen sind. Denn sicher hast Du schon einmal mit weniger Geld genauso glücklich gelebt. Spätestens wenn du ein Haushaltsbuch führst, werden dir diese kleinen Laster auffallen. (Anregungen dazu findest du im Blogbeitrag: Haushaltsbuch Führen) So durchbrichst du den Teufelskreis der steigenden Ausgaben bei steigenden Einnahmen und öffnest dir die Tür zum Sparen. Im Gegensatz zu dem, was uns vorgelebt wird. Und wenn ich vom Sparen spreche, dann geht es nicht darum, sich nichts mehr zu gönnen und nur noch zu verzichten. Es geht vor allem darum, die Ausgaben, die sich eingeschlichen haben, zu entlarven und zu eliminieren, wenn sie nicht die versprochene Freude bringen.
Die Geheimnistuerei um Investieren
Ein weiterer Grund, den ich beobachte, warum viele Deutsche nicht investieren, ist die Geheimniskrämerei um das Thema Geldanlage. Geld ist in unserer Gesellschaft ein Tabuthema. Das hat zur Folge, dass wir den Umgang mit Geld nicht voneinander lernen und auch in der Kindheit/Schule kein Wissen darüber vermittelt wird. Oft ist die Devise: „Spar Geld und bring es zur Bank“. Warum das nicht der Weisheit letzter Schluss ist, habe ich im Artikel Schmutziges Bankkonto erörtert.
Auch das Thema Börse ist ein großer Hokuspokus. Gespräche über die Börse wirken wie in eine Geheimsprache, so viele Fachbegriffe werden verwendet. Aktien sind noch halbwegs intuitiv, bei Index, Fonds, TER etc. ist das dann nicht mehr so der Fall. Entsprechend schwierig ist der Einstieg für Laien. Hinzu kommt, dass in den Medien der Börsenteil der Zeitung früher nur für den Familienvater interessant war, Jugendlichen oder Frauen wurde das Thema nicht zugetraut. Durch diese Geheimnistuerei entstehet unterbewusst eine Ausgrenzung. Und diese Ausgrenzung kommt uns teuer zu schulden. Denn der Glaubensatz ist veranktert: MIt der Börse ist richtig Geld zu verdienen (aber auch zu verlieren).
Andere Geldanlagen wie Immobilien, und das nicht zum Eigengebrauch, werden uns ebenfalls nur selten vorgelebt. Nicht ohne Grund hat das Buch Rich Dad Poor Dad von Robert T. Kiyosaki* ein so durchschlagenden Erfolg erzielt.
Dank des Internets sind wir heute in der glücklichen Lage, uns über alles informieren zu können. In meinem persönlichen Werdegang habe ich aber auch gelernt, dass die meisten dieser Informationsquellen, sei es YouTube, Bücher, Podcasts oder auch Blogs, immer noch von Männern geschrieben werden. Nicht explizit für Männer, darüber sind wir hinaus. Aber die Sprache, die Erklärungsweise ist natürlich männlich geprägt. Mit diesem Blog möchte ich meinen kleinen Beitrag dazu leisten, die Welt der Geldanlage auch für Frauen zu öffnen. Und da du das hier liest, scheint es zu funktionieren. Ich freue mich, dass wir gemeinsam den Schleier des Geheimnisvollen lüften und die Welt des Vermögensaufbaus erobern.
Investieren ist verpönt
Der letzte Glaube, den ich zum Thema Geldanlage beobachte, lautet: Geld ist schmutzig.
Es ist ganz natürlich, dass nur ein kleiner Prozentsatz einer Gesellschaft wohlhabend sein kann. Der Rest beneidet oft die Reichen, weil sie etwas haben, was man selbst nicht hat. Das zieht sich durch fast alle Traditionen der Menschheit. Neid ist aber ein Gift, mit dem man sich von innen heraus vergiftet. Leider ist das Investieren, da es mit viel Geld besitzen einhergeht, in der Gesellschaft verpönt.
Diese Geringschätzung des Geldes rührt auch daher, dass in der heutigen Zeit viele negative Auswirkungen des Handelns einzelner Reicher ans Tageslicht kommen. Sei es das Klischee des reichen Ölscheichs, der seine Mitarbeiter ausbeutet, oder die Prominenz, welche auch für 15 Minuten Flugzeit in den Privatjet steigen, während uns die steigenden Treibstoffpreise das Pendeln erschweren. Das ist natürlich sehr ärgerlich. Aber die Berichterstattung ist auch etwas einseitig. Denn neben den Bösen gibt es auch Menschen mit viel Geld, die gute Stiftungen gründen, die Forschung unterstützen oder für Umweltschutzprogramme spenden. Wenn Privatpersonen solche Projekte finanziell ermöglichen, erhält das oft kaum Aufmerksamkeit. Dabei sind solche großen Spenden aus privater Tasche nur möglich, wenn zuvor über viele, viele Jahre ein Vermögen aufgebaut wurde. Geld muss also nicht stinken.
Die aufgezeigten Überzeugungen sind alle gut begründet und gerechtfertigt. Jede/r von uns hat ihren eigenen Weg zu gehen. Aber da du hier gelandet bist und bis hierher gelesen hast, bist du vermutlich bereit, dich von einigen dieser Überzeugungen zu verabschieden. Und ich habe gute Nachrichten für dich: Noch nie war es so einfach, mit dem Investieren zu beginnen! Genauso wie die Informationsbeschaffung für das Selbststudium dank des Internets. Es ist an der Zeit, unser Glückes Schmiedinnen zu sein und denVermögensaufbau mit Stolz und Ehrgeiz selbst in die Hand zu nehmen.
Hast du schon den einen oder anderen Glaubenssatz in dir entdeckt? Hast du dich in einem der Denkmuster wiedererkannt? Wenn ja, dann lade ich dich herzlich ein, diese Glaubenssätze abzulegen und aktiv einen neue Realität für dich zu schaffen. In den Blogbeiträge der Kategorie Finanzen findest du viele Anregungen das Thema Investieren neu zu entdecken.
Disclaimer: Die auf dieser Website bereitgestellten Informationen stellen keine Finanzberatung dar und sind nicht als solche gedacht. Die Informationen sind allgemeiner Natur und dienen nur zu Informationszwecken. Wenn Sie Finanzberatung für Ihre individuelle Situation wünschen, sollten Sie den Rat von qualifizierten Finanzberater*Innen einholen.
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