Wenn du dich mit deinen persönlichen Finanzen beschäftigst, sind die beiden wichtigsten Zahlen zunächst einmal deine monatlichen Einnahmen sowie deine monatlichen Ausgaben. Um einen Überblick über diese Zahlen zu bekommen, gibt es nichts Besseres als ein Haushaltsbuch. Es mag altmodisch klingen, denn Begriffe wie Haushaltsbuch kennen wir eher von unseren Großmüttern. Ob das Haushaltsbuch mit Zettel und Stift, als App oder als Excel-Tabelle geführt wird, ist allerdings erst einmal egal. Hauptsache, du sammelst alle deine finanziellen Transaktionen, um deine genauen Einnahmen und Ausgaben über mehrere Monate zu berechnen.

Was ist ein Haushaltsbuch?

Kurz gesagt ist ein Haushaltsbuch die Dokumentation aller deiner Einnahmen und Ausgaben. Früher wurde das mit Bleistift und Büchern gemacht, wo die Haushälterin dann wöchentlich oder monatlich alle Einträge zusammengerechnet hat. Heute gibt es viele andere Möglichkeiten, die das Dokumentieren viel einfacher machen.


Vor guten 20 Jahren wurde alles mit Bargeld bezahlt, jede Transaktion war sehr einprägsam. Heute haben wir ein Konto, wo wir am Ende des Monats am Kontostand sehen können, ob vom letzten Gehalt oder der letzten Einnahme noch Geld übrig ist. Aber durch Bar- und Kartenzahlungen, Daueraufträge und Abonnements ist es viel schwieriger geworden, den Überblick über alle Einnahmen und Ausgaben zu behalten.

Wenn ich davon ausgehe, dass du von einer Einnahme im Monat lebst, entweder Unterhalt oder Gehalt, dann sind es vor allem die Ausgaben, die aus den Augen geraten. Denn bei den meisten Menschen bleibt am Ende des Monats selten Geld übrig, aber weißt du wirklich, wohin all dein Geld fließt?

Durch das Zusammentragen aller Ausgaben kann man schlechten finanziellen Gewohnheiten auf die Schliche kommen. Egal, ob es der 4,95 € teure Kaffee jeden Montagmorgen ist mit 19,8 € im Monat, oder das 11,99 € Abo für den Musikstream, die ungenützte Mitgliedschaft im Fitnessstudio, oder, oder, oder. Fast jeder hat so seine Laster, jedoch ist entscheidend, dass du mit Bedacht, deine Laster auswählst. Gibt es auch bei dir Autopliot-Kaufentscheidung dir dein Geld eigentlich gar nicht wert sind?

Vor solchen Erkenntnissen verschließen wir meist die Augen, wenn wir sie nicht schwarz auf weiß vor uns sehen. Das Führen eines Haushaltsbuches hilft uns, uns den Spiegel vor zuhalten.

Was passt zu Dir?

Du hast dein Handy immer dabei und bist App-sicher? Dann ist eine der vielen Apps genau das Richtige für dich. Achte beim Ausprobieren darauf, dass du die Daten aus der App exportieren kannst. Denn so kannst du nach einiger Zeit problemlos die App wechseln, wenn du doch nicht so gut damit zurechtkommst.

Wenn du alles mit der Karte bezahlst, kann es auch eine Option für dich sein, deine Ausgaben über dein Banking zu exportieren und in so ein Tabellendokument zu kopieren.

Wenn du, wie ich, auch gerne am Computer arbeitest und sowohl bar als auch mit Karte bezahlst, könnte eine Online Tabelle auch für dich eine gute Möglichkeit sein, dein Haushaltsbuch zu führen. Dadurch, dass ich mein Haushaltsbuch online führe, kann ich unterwegs vom Handy aus eintragen, aus dem Online-Banking die Kontobewegungen kopieren und auch am Computer schnell Eintragungen händisch eingeben.

Wo tracke ich meine Ein- und Ausgaben?

Du bist überzeugt und bereit den Sprung zu wagen um deine wahren Ausgaben kennen zu lernen? Großartig. Papier und Bleistift sind dir zu altmodisch? Verständlich. Du weißt nicht welche der 500+ verschiedenen Spending Tracker Apps die beste für dich ist? Geht mir genauso. Hier meine drei wichtigsten Tipps:

  1. Fang einfach an
  2. Hauptsache kostengünstig oder kostenlos
  3. Möglichst digital

Warum gerade diese Tipps, kann ich am besten mit der Geschichte meines Haushaltsbuches erklären.

Mein Haushaltsbuch-Werdegang

Mit dem Führen eines Haushaltsbuch habe ich angefangen, als ich von zu Hause ausgezogen bin. Mit Stift und Papier habe ich jede Ein- und Ausgabe notiert, denn ich hatte Sorge, dass ich am Ende des ersten Monats bereits hungern müsste. Als Haushaltsbuch kaufte ich mir ein leeres Notizbuch für 1 € (Das war der erste Eintrag und das Buch habe ich heute noch). Mit dem Lineal habe ich drei Spalten eingezeichnet: Datum, Grund und Kosten. Am Ende des Monats habe ich beim Zusammenzählen festgestellt, dass ich neben der Gesamtsumme noch eine Aufteilung in Essen, Haushalt, Luxus, Fixkosten und Hobbys haben möchte (Hier findest du meine Kategorien erklärt). Das habe ich dann in Klammern dazu notiert und auf den darauf folgenden Seiten immer eine Spalte mehr eingezeichnet.

Mein System war fertig. Am Ende eines jeden Monats rechnete ich mit dem Taschenrechner die Einnahmen und Ausgaben zusammen und noch einmal jede Kategorie einzeln. Im Laufe der nächsten sechs Jahre habe ich so zwei Bücher vollgeschrieben und ein sehr gutes Gefühl dafür entwickelt, wie viel Geld ich monatlich pro Kategorie ausgebe.

Daher Tipp 1: Einfach anfangen. Und Tipp 2: Hauptsache kostengünstig, um die Hürde möglichst niedrig zu halten. Stift und Notizbuch hast du wahrscheinlich schon zu Hause. Aber nichts überstürzen, es gibt ja noch Tipp 3.

Nach sechs Jahren akribischer Haushaltsführung, konnte ich zwar genau sagen, wie viel ich im Februar 2019 ausgeben habe, aber eine Entwicklung über die Zeit kann ich nicht einfach darstellen. Im Austausch mit Interessensgenossinnen konnte ich meine Zahlen nur sehr schwer teilen, und auch keine Analysen über mein Kaufverhalten waren sehr mühselig. Als Data Scientist blutet mir ein bisschen das Herz, weil ich so viele tolle Daten in meinen Haushaltsbüchern gesammelt habe, die aber nicht zugänglich sind, weil sie im Regal nur Staub ansetzen. 2021 habe ich mich erkundigt und eine Excel-Vorlage von einem Freund erhalten.

Die Vorlage beinhaltet ein Tabellenblatt für die Datensammlung, wo ich mir meine vier Spalten eingerichtete habe: Datum, Kategorie, Was und Wert. Der Clou an der Excel-Vorlage ist das zweite Tabellenblatt: eine Jahresübersicht. Für jede Kategorie wird die Summe pro Monat berechnet. Und obendrauf gibt es noch mehr Infos, wie zum Beispiel das Verhältnis von Ausgaben zu Einnahmen, die sogenannte Sparquote.

Nach drei Jahren digitalem Haushaltsbuch bin ich endlich so weit, dass ich mir auf Knopfdruck beliebige Grafiken, Sparquoten, Trends und vieles mehr über meine persönlichen Finanzen erstellen kann. Wenn auch du dir gerne die Details aber auch einen großen Überblick verschaffst, lerne aus meinem Fehler und beginne direkt mit einem digitalen Haushaltsbuch.

Meine Google Vorlage

Ich stelle dir hier meine Google Sheets Vorlage zur Verfügung, damit du eine möglichst geringe Hürde hast, wenn dir diese Option des Haushaltsbuchen zusagt. Diese Vorlage ist meine Abwandlung und Erweiterung der Vorlage von Oliver auf frugalisten.de.

Google Sheets – kostenlose Haushaltsbuch Vorlage

Wichtig ist: Das Eintragen muss dir leicht fallen und sich in deinen Alltag integrieren lassen. Ob mit App, Stift oder digitaler Tabelle ist dabei egal, denn nur wenn du das Haushaltsbuch regelmäßig pflegst, kannst du deine Ausgaben realitätsgetreu einfangen. Damit dein Haushaltsbuch nicht das traurige Schicksal der Verstaubung erleidet, habe ich hier noch ein paar Tipps für dich.

Wie ziehst du das Haushaltsbuch schreiben durch?

Ein Haushaltsbuch ist nur dann sinnvoll, wenn du deine Ausgaben regelmäßig einträgst. Deshalb ist es wichtig, dass du bei der Wahl der Form deinen Alltag berücksichtigst.

Tipp 1: Offensichtlich

Dein Haushaltsbuch sollte offensichtlich sein, sodass es in deinen Altagsroutinen auf natürliche Weise auftaucht.
Einige Entscheidungsanstöße: Arbeitest du lieber digital, nutzt du bereits gerne Apps für solche Tätigkeiten? Wie detailliert möchtest du dein Haushaltsbuch führen? Wenn dir Kategorie, +/- und Summe reichen, dann ist eine App, die super einfach zu bedienen ist vielleicht für dich. Du hast kein Problem zu Tippen und nutzt bereits Google Dienste, dann bietet Google Sheets eine schnelle Dokumentation, sowohl am PC wie auch mobil. Wenn du hauptsächlich Onlinebanking nutzt und mit dem Im- und Export von csv/xlsx Dateien umgehen kannst, ist jedes Tabellentool auf deinem Computer eine einfache und kostenlose Option.

Tipp 2: Einfach

Die Eingabe muss einfach sein. Die Spalten und Kategorien müssen sich von selbst ergeben. Gerade bei den Kategorien besteht die Gefahr, sich zu verzetteln. Mein Motto hierbei lautet: So einfach wie möglich und dabei so komplex wie nötig. Wenn du eine Kategorie nicht ausreichend nutzt, verschiebe die Einträge und lege neue Kategorie an, wo bisher Unklarheit herrschte. Als Referenz: Ich habe 3 Einnahmen (Gehalt, Ebay, Sonstiges) und 15 Ausgaben (Essen, Miete, Reisen, Notwendiges, Luxus, Geschenke, Versicherungen, Hobbys, +).

Tipp 3: Erfolgserlebnis

Erfolgserlebnisse helfen dir, am Ball zu bleiben. Damit du das Eintragen gar nicht erst aufschiebst, sollte ein Belohnungselement mit dem Eintragen verbinden werden. Für mich sind das Tortendiagramme, die ich in meinem Tabellenblatt existieren und die mir meinen Geldfluss visualisieren. Am Ende des Eintragens schaue ich mir gerne die Übersicht an und weiß, dass sie aufgrund meiner Kontinuität ein reales Bild meiner Finanzen wiedergeben. Du solltest bereits bei der Auswahl des Haushaltsbuches überlegen, wie du einen Belohnungseffekt für dich einbauen kannst.


Die drei Elemente: Offensichtlich, einfach und belohnend sollte eine Angewohnheit erfüllen, damit du einfach dabei bleibst. Diese und weitere Erfolgstheorien über Angewohneiten beschreibt der Autor James Clear ausführlich in seinem Spiegel-Bestseller, “Die 1% Methode – Minimale Veränderung, maximale Wirkung”*. [1]

Bonus Tipps für deine Haushaltsbuchführung

Ob du nun frisch anfängst oder dein bestehendes System optimieren möchtest, hier noch ein paar Anekdoten über Fehler, damit du sie dir ersparst:

Regelmäßig: Barzahlungen trage ich wenn möglich direkt im Laden in meinem Handy ein und packe den Kassenzettel in Geldbeutel. Dadurch habe ich eine Gedankenstütze, wenn ich nicht gleich daran denken. Einmal im Monat oder wenn der Geldbeutel nervig dick wird, mache ich dann Kassensturz. Dabei gehe ich dann auch die Kassenzettel durch, ob alles eingetragen ist. Beim Kassensturz gehe ich auch alle Kontobewegungen durch, sowohl das Tagesgeldkonto als auch die Kreditkarte. Da ich die genaue Beträge notiere, kann ich mit der Suchfunktion Strg+F kontrollieren ob etwas schon eingtragen ist ohne, dass ich ewig in der Tabelle suchen muss. Lange Rede, kurzer Sinn: Finde einen Rhythmus für das Eintragen, der für dich passt. Achte aber darauf, dass du eine Regelmäßigkeit findest, denn wenn es sich auf unbestimmte Zeit anstaut wird es immer schwieriger den inneren Schweinehund zu überwinden.

Kleckerbeträge: Am Anfang habe ich jede Transaktion aufgeschrieben, auch wenn es nur 80 Cent waren. Mittlerweile bin ich bei Kleinstbeträgen viel gelassener. Wenn es weniger als 4 Euro sind, addiere ich den Betrag auch mal zum nächsten Eintrag in der gleichen Kategorie. Bei größeren Summen bin ich allerdings genau, damit ich die Suchfunktion nutzen kann. Bei kleinen Summen entscheide ich frei nach dem Motto: Hauptsache irgendwo, denn Kleinvieh macht auch Mist.

Ich hoffe, du hast Lust bekommen, ein Haushaltsbuch zu führen. Wenn du bereits deine Einnahmen und Ausgaben dokumentierst, hast du vielleicht ein paar neue Ideen für dein Haushaltsbuch bekommen.

Mit deinen gesammelten Daten kannst du anhand der monatlichen Summe deiner Einnahmen und Ausgaben die Höhe deines Notgroschens festlegen.

Literatur

[1] Clear, James. Die 1%-Methode–Minimale Veränderung, maximale Wirkung: Mit kleinen Gewohnheiten jedes Ziel erreichen-Mit Micro Habits zum Erfolg. Goldmann Verlag, 2020. Affiliate Link zu Medimops.

Disclaimer: Die auf dieser Website bereitgestellten Informationen stellen keine Finanzberatung dar und sind nicht als solche gedacht. Die Informationen sind allgemeiner Natur und dienen nur zu Informationszwecken. Wenn Sie Finanzberatung für Ihre individuelle Situation wünschen, sollten Sie den Rat von qualifizierten Finanzberater*Innen einholen.

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