Vielleicht hast du von deinen Eltern oder Großeltern mal gehört, dass sie eine Riester-Rentenversicherung abgeschlossen haben, um später zusätzlich zur gesetzlichen Rente Geld zu haben. Mehr Geld ist ja super. Vielleicht haben sie dir auch schon mal geraten, eine Riester-Rentenversicherung abzuschließen?
Die Riester-Rente wird vom Staat gefördert, das muss doch was Gutes sein, oder
Hier erfährst du, was eine Riester-Rentenversicherung ist und welche Vor- und Nachteile diese Altersvorsorge hat, die du unbedingt kennen solltest.
Was ist eine Riester-Rentenversicherung?
Die Riester-Rentenversicherung ist eine private Altersvorsorge. Während du arbeitest, zahlst du monatlich in die Versicherung ein, um im Alter eine monatliche Auszahlung als zusätzliche Rente zu erhalten.
Wenn du eine klassische Riester-Rentenversicherung abschließt, bekommst du eine garantierte Verzinsung, sprich dein Geld wird bis zu deinem Lebensende aufbewahrt und du erhälst jährlich den festgelegten Zinssatz. Wenn du deinen jährlichen Mindesteigenbetrag (4% des rentenversicherungspflichtigen Vorjahreseinkommens) eingezahlt hast, unterstützt der Staat dein Engagement mit einer jährlichen Grundzulage von 175 €. Diese Grundzulage wird deinem angesparten Kapital zugeschlagen und steht dir auch im Alter zur Verfügung. Ab Rentenbeginn erhältst du dann eine monatliche Auszahlung vom Versicherer, die Höhe hängt von deinem angesparten Guthaben ab.
Es gibt noch zusätzliche Zulagen vom Staat, die du dir verdienen kannst. Zum Beispiel wenn du ein Kind bekommst und erziehst, dann bekommt ein Elternteil jährlich 300€/Kind zusätzlich. Oder wenn du bei Vertragsabschluss jünger als 25 Jahre bist, bekommst du einen einmaligen Bonus von 200€.
Die Riester-Rentenversicherung wurde vor allem mit Steuervorteilen beworben, da du die Einzahlungen nicht versteuern musst, sondern erst die Auszahlungen. Da du aber zum Zeitpunkt der Auszahlung bereits in Rente bist, hast du wahrscheinlich einen niedrigeren Einkommensteuersatz, weshalb die nachgelagerte Besteuerung unter Umständen günstiger sein kann.
Eine Riester-Rentenversicherung kannst du bei verschiedenen Anbietern abschließen, zum Beispiel bei Banken, Versicherungen, Versicherungsmaklern und anderen. Im Vertrag werden dann unter anderem die anfallenden Kosten und der frühestmögliche Rentenbeginn festgelegt. Eine Warnung vorweg: Im Kleingedruckten versteckt sich so manches Fettnäpfchen!
Aber zuerst die Vorteile, damit klar wird, warum dieses Finanzprodukt so beliebt geworden ist.
Die Vorteile einer Riester-Rente
Wie bereits erwähnt, werben die Anbieter mit Steuervorteilen und staatlichen Zulagen. Also: Erhalte Geld vom Staat! Viel mehr gibt es zu diesem Vorteil nicht zu sagen. Was der Staat für die Bürgerinnen und Bürger tut, wird mit blindem Vertrauen angenommen. Wenn das noch direkt mit: Der Staat gibt mir Geld, zusammengefasst wird, dann ist das Verkaufsgespräch schnell geführt.
Ein weiteres Verkaufsargument, das vor allem in der Generation der Babyboomer überzeugt, ist die Sicherheit und Klarheit darüber, wie viel Geld im Alter zur Verfügung steht. Durch die Garantieverzinsung bei klassischen Riester-Rentenversicherungen kann man bereits bei Vertragsabschluss anhand der Arbeitsjahre ausrechnen, wie viel Geld man anspart, wie viel Zinsen und Zulagen man erhält. Abzüglich der Kosten lässt sich daraus errechnen, wie hoch die Rente ausfallen wird, wenn du den Vertrag nie unterbrichst.
Eine solche Sicherheit durch konkrete Zahlen über einen so langen Zeitraum ist in der Finanzwelt selten. Doch diese Sicherheit hat ihren Preis. Erfahre nun, welche Nachteile die Riester-Rentenversicherung mit sich bringt.
Die Nachteile der klassischen Riester-Rentenversicherungen
Wenn ich hier von Nachteilen spreche, dann meine ich das für die Sparerin. Denn genau diese Nachteile sind die bombastischen Vorteile für die Anbieter, die deshalb großes Interesse daran haben, Riester-Produkte an den Mann und an die Frau zu bringen. Dazu weiter unten mehr.
Ein großer Nachteil der Riester-Rente ist, dass du keine Kontrolle über dein Geld hast. Du sparst über mehrere Jahrzehnte mehrere tausend Euro an, hast aber kaum eine Möglichkeit über das Geld zu verfügen.
Nur beim Wohn-Riester hast du die Möglichkeit, über dein Riester-Guthaben zu verfügen. Das heißt, du kannst mit dem Geld eine Immobilie kaufen, renovieren, altersgerecht umbauen etc. Bei jeder anderen Verwendung musst du alle erhaltenen staatlichen Zulagen zurückzahlen und die Auszahlung voll versteuern. Ohne hier zu tief ins Steuerrecht einsteigen zu wollen: Eine große Summe in einem Jahr zu versteuern ist deutlich verlustreicher als über viele Jahre verteilt.
Zum Vergleich: Beim Sparkonto kannst du monatlich, beim Depot fast minütlich über dein Geld verfügen (solltest du nicht, kannst du aber!). Dabei bist du völlig frei, wie du DEIN Geld verwendest.
Mit der Abgabe der Kontrolle geht auch einher, wie dein Geld ab dem Sparzeitraum angelegt wird. Wichtig zu wissen ist, dass richtig angelegtes Geld nicht an Wert verliert muss, sondern sich sogar vermehrt kann. Liegt es für einen Garantiezins auf einem Bankkonto, verdient es kaum Geld für dich, da die Garantiezinsen sehr niedrig sind. Dein Geld erwirtschaftet in dieser Zeit aber trotzdem Gewinne, nur dass diese bei denen landen, die die Kontrolle über dein Geld haben.
Ein dritter Fallstrick der Riester-Rente sind die Abschluss- und Verwaltungskosten. Diese unterscheiden sich von Anbieter zu Anbieter, führen aber häufig dazu, dass sie den Garantiezins aufzehren und das Wachstum des Ersparten erheblich behindern. Da ich nicht in Worte fassen kann, wie gravierend sich diese Kosten auswirken, verweise ich auf die nachfolgenden zwei Artikel der Autorin Nadine Oberhuber aus dem Jahr 2024 im Online-Magazin Capital.de, in dem sie beschreibt, wie erschreckend gering die ausgezahlten Renten tatsächlich ausfallen.
In einem weiteren Artikel erläutert Nadine Oberhuber, wie enttäuschend die Riester-Rente mit der Inflation Schritt hält, da viele Renten über die Jahre nicht das notwendige Wachstum von 2% erreichen, um die Inflation über den Zeitraum auszugleichen.
Die Tücke der Riester-Rente liegt oft im Kleingedruckten. Ein Beispiel, das mich aus den Socken gehauen hat, ist, dass das Ersparte im Todesfall nicht unbedingt an die Angehörigen geht. Da es sich um eine Versicherung handelt, kann geschrieben stehen, dass in diesem Fall dein Vermögen in den Besitz der Versicherung übergehen kann, wenn du nicht explizit etwas anderes ausgehandelt hast. Bei 100 €/Monat bei Abschluss des Vertrages zum Berufseinstieg mit 27 Jahren kommen in 40 Jahren bis zum Renteneintritt allein mit den Grundzulagen, also noch ohne Zinsen, 55.000 € zusammen. Dieses Geld könnte man einfach behalten. [BaFin, abgerufen August 2024]
Die realen Zahlen und das Kleingedruckte haben dich noch nicht davon überzeugt, dass Riester-Rentenversicherungen kein gutes Geschäft sind? Spätestens dieser Perspektivwechsel sollte dir als Sparerin zeigen, dass du von Riester-Rentenversicherungen besser die Finger lassen solltest.
Warum gibt es dann überhaupt Riester-Rentenversicherungen?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir die Situation aus der Sicht der Banken betrachten. Wir wissen bereits aus Artikeln wie “Schmutziges Bankkonto” und “Zinsen“, wie Banken mit dem Geld, das ihre Kunden auf dem Konto haben, mehr Geld verdienen. (Kurz gesagt: Sie verleihen es weiter und bekommen dafür Geld).
DU bekommst nur Garantiezinsen
Bei den klassischen Riester-Rentenversicherungen ist es so, dass die Anbieter von den Bürgerinnen Geld bekommen, das sie bis zum Renteneintritt verwahren sollen. Die Bürgerinnen erhalten außer dem Garantiezins keine Gegenleistung von den Anbietern. Das einzige, was Kundinnen erwarten, ist eine jährliche Grundzulage, die die Anbieter nicht selbst zahlen müssen, sondern die vom Staat gezahlt wird.
Anbieter verdienen mit deinem Geld Gewinne
Die Anbieter bekommen die Kunden nicht nur auf dem Silbertablett serviert, sondern diese Kunden werden durch die Verträge auch noch “gezwungen”, das Geld über mehrere Jahrzehnte bei ihnen zu lassen. Die langen Vertragslaufzeiten geben den Anbietern die Möglichkeit, das geliehene Geld langfristig anzulegen. Langfristig anlegen bedeutet, weniger Risiko einzugehen und trotzdem Gewinne erzielen zu können. Der durchschnittliche Gewinn bei langfristigen Anlagen (>15 Jahre) lag in der Vergangenheit bei 7% pro Jahr! Von diesen Gewinnen müssen sie nichts an die Sparerinnen und Sparer weitergeben, da diese bei Riester-Verträgen keine Verzinsung und keinen Inflationsausgleich erhalten. Sie können die Gewinne genüsslich in die eigene Tasche stecken oder: wieder anlegen und damit noch mehr Geld verdienen.
Unnötig hohe Kosten werden in Kauf genommen
Auch die Vermittler der Verträge haben ein großes Interesse daran, die private Anlagemöglichkeit möglichst attraktiv erscheinen zu lassen, denn oft werden die Verträge mit saftigen Abschluss- und dann jährlichen Verwaltungskosten angeboten. Diese Kosten sind natürlich notwendig, damit sich jemand darum kümmert, dass das eingezahlte Geld auf dem Konto nicht wegläuft. Oder besser gesagt: wieder zurückkommt, denn weglaufen tut es ja schon, während es von der Bank weiter verliehen wird.
Warum es jetzt also überhaupt noch Riester-Renten gibt: Die Anbieter verdienen viel Geld mit der Angst und Unwissenheit der Bürger durch den guten Ruf des Staates!
Wenn du bereits einen Riester-Vertrag hast, ist es wegen des Kleingedruckten und der Besteuerung nicht immer das Beste, ihn zu kündigen. finanztip.de hat dazu einen guten Ratgeber geschrieben und deine Möglichkeiten aufgezeigt in Abschnitt 7.
Kein Riester! Aber wie dann fürs Alter vorsorgen?
Keine Rente ist natürlich auch keine Lösung, denn die staatliche Rente hat aufgrund des demografischen Wandels genug Gründe, den Kopf in den Sand zu stecken.
Eine wichtige Erkenntnis für dich sollte sein, dass egal wie du deine private Altersvorsorge gestaltest: Die Inflation und die erzielbare Rendite deines Geldes sollten bei dir ankommen.
Eine Alternative für deine Altersvorsorge kann sein, dein privates Vermögen, das du auch monatlich ansparst, selbst anzulegen. So hast du die volle Kontrolle und Flexibilität über deine Altersvorsorge. Allerdings trägst du dann auch das Risiko. Das ist aber nicht so kompliziert, dass es dich abschrecken sollte.
Du fragst dich jetzt, wie das mit der Geldanlage aussehen kann und was du dafür wissen musst? Dann bist du in diesem Blog genau richtig. Vielleicht zum Einstieg: ETFs – Das Prinzip einfach erklärt. Stöbere einfach in der Kategorie “Investieren” und du wirst sicher viel finden, was du über das Thema lernen kannst. Wenn du ein bestimmtes Thema vermisst, dann schreibe es einfach in einen Kommentar, dann versuche ich es eher früher als später zu schreiben. Das Thema private Altersvorsorge und Geldanlage mit seinen unendlich vielen Möglichkeiten ist einfach zu groß, um alles auf einmal abzudecken!
Viel Spaß beim Sparen und Stöbern!
Disclaimer: Die auf dieser Website bereitgestellten Informationen stellen keine Finanzberatung dar und sind nicht als solche gedacht. Die Informationen sind allgemeiner Natur und dienen nur zu Informationszwecken. Wenn Sie Finanzberatung für Ihre individuelle Situation wünschen, sollten Sie den Rat von qualifizierten Finanzberater*Innen einholen.
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[…] ist, dass du dich genau informierst und dir einen Überblick verschaffst. Im Blogbeitrag zur Riester-Rente erfährst du, wie es ausgehen kann, wenn du dich von einer netten Beratung vom Wesentlichen […]