Der Begriff Sparerpauschbetrag war mir zu Beginn meiner Vermögenskarriere ein komplettes Fremdwort und das hat mich Geld gekostet. Damit es dir nicht genauso ergeht, hier das Thema einfach und verständlich (versprochen!) erklärt.
Um das Thema Steuern kommst du beim Investieren nicht herum. Falls du den Sparerpauschbetrag noch nicht auf dem Schirm hattest, aufgepasst: Damit kannst du ganz legal bares Geld sparen!
Was der Sparerpauschbetrag ist, warum du ihn unbedingt beantragen solltest, um Geld zu sparen, und wie du das am einfachsten machst, erfährst du hier.
Steuern auf Kapitalerträge simple erklärt
Wenn wir an Steuern denken, fallen uns am ehesten die Lohnsteuer und die Mehrwertsteuer ein. Tatsächlich zahlen wir aber noch einige andere Steuern. In diesem Artikel geht es um die Steuern, die du zahlst, wenn du Geld besitzt und vermehrst.
Wenn du dein Erspartes auf einem Konto hast und von der Bank Zinsen dafür bekommst, zahlst du dafür Steuern. Wahrscheinlich ist dir das gar nicht bewusst, denn die Kreditinstitute führen diese Steuern automatisch an das Finanzamt ab. Denn: In Deutschland musst du auf alle Kapitalerträge eine Abgeltungssteuer zahlen.
Ich hatte ja versprochen, es verständlich zu erklären. Also gehen wir den Satz der Reihe nach durch.
Mit Kapitalerträgen sind alle Gewinne gemeint, die du aus Geldanlagen erzielst. Das heißt, wenn du mit deinem Geld Geld verdienst, musst du dieses neue Geld versteuern. Das sind dann zum Beispiel Zinsen, die du für dein Erspartes auf der Bank bekommst, oder auch Dividenden aus Aktien oder anderen Wertpapieren.
Die Abgeltungssteuer, die auf deine Kapitalerträge fällig wird, beträgt 25 % dieser erzielten Gewinne (Kapitalerträge). Angenommen, du hast 25.000 € gespart, die du bei einem Kreditinstitut deiner Wahl zu einem Zinssatz von 3,5 % p.a. angelegt hast. In diesem Fall erhältst du in einem Jahr 875€ Zinsen. 25% dieses Gewinns sind 218,75€. Dieses Geld zahlst du als Abgeltungsteuer an den Staat.
Wer Kapitalerträge erwirtschaftet zählt in Deutschland zu den Wohlhabenden und zahlt deswegen noch etwas mehr. Ein Solidaritätszuschlag für ein gerechtes Deutschland wird ebenfalls fällig. Dieser beträgt 5,5% der Abgeltungsteuer (Soli ist also 5,5% von den 25%).
Schließlich hält auch die Kirche die Hand auf, wenn eines ihrer Mitglieder Kapitalerträge erzielt. Die Kirche nimmt weitere 9% der Einkommensteuer (in Bayern und Baden-Württemberg sind es 8%).
Insgesamt belaufen sich die Steuern auf deine Kaptialgewinne mit Abgeltungsteuer, Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer auf 26,38% bis 27,99%.
Für unser Rechenbeispiel von 875 € Zinsen auf den Notgroschen ergibt das eine Steuerschuld von 230,82 € bis 244,91 €. Das ist durchaus ein nennenswerter Betrag. Zumal bei uns neben den Zinsen aus dem Notgroschen meist noch andere Kapitalerträge hinzukommen, Stichwort: Dividenden.
Damit haben wir alle Puzzelteile zu den Steuern die gezahlt werden müssen, wenn wir Geld verdienen, erklärt. Nun zu der guten Nachricht: Bei der Einführung der Abgeltungsteuer wurde auch gleich ein Sparerpauschbetrag angehängt, der das gute Sparverhalten durch eine Steuerentlastung belohnt.
Was ist der Sparerpauschbetrag?
Der Sparerpauschbetrag wurde zusammen mit der Abgeltungsteuer im Jahr 2009 eingeführt, um Sparerinnen und Sparer steuerlich zu entlasten. Er ist auch unter Sparerfreibetrag oder Steuerfreibetrag bekannt.
Der Sparerpauschbetrag beträgt für jede Single Person 1000€. Und der Sparerpauschbetrag führt dazu, dass jede Person in Deutschland einen festen Betrag von 1000€ an Kaptialgewinnen nicht versteuern muss. Also anstatt alles zu versteuern zu müssen, musst du dank des Sparerpauschbetrags nur die Kapitalgewinne versteuern, welche über 1000€ liegen.
Der einzige Haken? Du musst selbst einen Freistellungsauftrag erteilen, dass deine Gewinne unter 1000€ von der Abgeltungsteuer befreit werden.
Wenn du den Freistellungsauftrag bei deinem Kreditinstitut, bei dem dein Notgroschen liegt, eingereicht hast, wird die Abgeltungsteuer also erst für Gewinne über 1000€ fällig. Auch Soli und Kirchensteuer bleiben Sparern bei Erträgen unter 1000€ erspart.
Gewinne aus Aktien versteuern
Wenn du nun nicht nur einen Notgroschen hast, sondern auch ein Depot mit Aktien, ETFs, Krypto, Rohstoffen oder anderen Geldanlagen, dann wird auch hier die Abgeltungsteuer (25%) direkt an das Finanzamt abgeführt.
Diese Steuerbelastung möchte ich dir einmal anhand von Beispielrechnungen für den Depotwert, die erzielten Kapitalerträge und die darauf anfallenden Steuern (ohne Kirchensteuer!) verdeutlichen. Dazu gehen wir von vier verschiedenen Depotwerten aus, für die sehr vereinfacht eine Rendite von 6,7% pro Jahr angenommen wird, um die Kapitalerträge zu berechnen. Aus den Renditen ergeben sich Abgeltungsteuer, Soli-Zuschlag. In der rechten Spalte ist die Summe der Abgaben für das jeweilige Szenario ohne Freistellungsauftrag angegeben.
Depotwert | Kapital-gewinne | Abgeltungs-steuer | Soli-Zuschlag | gesamte Steuerlast |
10.000 € | 670 € | 167,50 € | 9,21 € | 171,71 € |
20.000 € | 1.340 € | 335,00 € | 18,43 € | 353,43 € |
30.000 € | 2.010 € | 502,50 € | 27,64 € | 530,15 € |
50.000 € | 3.350 € | 837,50 € | 46,06 € | 884,56 € |
100.000 € | 6.700 € | 1.675,00 € | 92,13 € | 1767,13 € |
Aus dem ersten Rechenbeispiel des stattlichen Notgroschens von 25.000€ entsteht bereits eine Steuerlast von etwa 240 €. Diese könntest du mit dem Sparerpauschbetrag einsparen. Mit einem Freistellungsauftrag könntest du in diesem Rechenbeispiel bei einem zusätzlichen Depotwert von 30.000 € insgesamt 770,15 € an Steuerzahlungen einsparen.
Spätestens jetzt sollte es dir in den Fingern kribbeln, unbedingt jedes Jahr mit dem Freistellungsauftrag den Sparerpauschbetrag von 1000 € mitzunehmen. Das Tolle daran: Es ist ganz einfach! Wie einfach, erfährst du gleich.
Freistellungsauftrag einreichen um Sparerpauschbetrag zu nutzen
Damit auch du jetzt Geld sparen kannst, solltest du bei deinem Kreditinstitut einen Freistellungsauftrag einreichen. Die meisten Online-Broker bieten das direkt im Kundenbereich an, du musst nur angeben, welchen Betrag du freistellen möchtest. Den Rest erledigt das Kreditinstitut.
Wenn du mehrere Depots, Tagesgeldkonten oder Sparbücher bei verschiedenen Kreditinstituten hast, kannst du deinen Freistellungsbetrag von 1000 Euro auf verschiedene Kreditinstitute aufteilen. Bei der Aufteilung deines Freistellungsauftrages ist jedoch Vorsicht geboten: Wenn du mehr als die dir zustehenden 1000€ freistellst, machst du dich strafbar. Wenn du also deinen Freistellungsauftrag aufteilen möchtest, achte darauf, dass du den Gesamtbetrag von 1000€ nicht überschreitest. Bei Scalable Capital* und Trade Republik kannst du sowohl deinen aktuellen Freistellungsbetrag als auch den bisher ausgeschöpften Anteil davon jederzeit in der App einsehen. Das ist sehr hilfreich, um nicht den Überblick zu verlieren. Außerdem kannst du den Freistellungsauftrag dort schnell ändern.
Wichtig ist noch zu wissen, dass Freistellungsaufträge in der Regel ein Jahr gültig sind. Es ist möglich, unbefristete Aufträge zu erteilen, erkundige dich dazu direkt bei deinem Kreditinstitut. Die Frist für den Sparerpauschbetrag ist der letzte Tag des Jahres, wobei dein Kreditinstitut auch eigene Fristen setzen kann, was dann meist mit dem notwendigen Verwaltungsaufwand begründet wird.
Diese Frist gilt auch für jede Änderung deines Freistellungsbetrages, d.h. die steuerliche Abrechnung erfolgt am letzten Tag des Jahres, vorher kannst du noch ziemlich beliebig Änderungen vornehmen.
Die Frist bedeutet auch, dass bei den meisten Instituten der Antrag rückwirkend für das ganze Jahr berücksichtigt wird. Wenn du also im letzten Quartal deinen Freibetrag beantragst, geht das oft mit Steuerrückzahlungen von deinem Kreditinstitut einher. Juhu!!! Wenn du es also bisher verschlafen hast, ist es für dieses Jahr noch nicht zu spät!
Abschätzung der Höhe der Gewinne
Bei einem festen Notgroschen und einem festen Zinssatz ist es einfach zu berechnen, wie viel Gewinn du in einem Jahr machen wirst, um deinen Freibetrag entsprechend aufzuteilen. Bei einem Depot ist das etwas anders. Im Idealfall hast du bereits Daten aus den Vorjahren, die du als erste Orientierung nutzen kannst. Falls nicht, findest du online diverse Vorabpauschalen-Rechner, mit welchen du eine Schätzung deiner Steuern auf deine ETF errechnen lassen kannst. Wenn du deinen Freibetrag aufteilen möchtest auf mehrere Kreditinstitute, lasse dir immer etwas Spielraum nach oben, um dich gegen etwaige Schwankungen abzusichern.
Egal, wie du dich entscheidest, gehe bei dieser besser kein Risiko ein, denn das sind die Einsparungen nicht wert. Ziehe bei Bedarf unbedingt eine Steuerberaterin zu Rate.
Good to know über den Sparerpauschbetrag
Da kein Steuerthema wirklich einfach ist, gibt es auch hier wieder eine endlose Liste von mehr oder weniger relevanten Zusatzinformationen. Hier eine kleine Zusammenstellung, auf die ich nicht näher eingehen konnte, ohne den Rahmen zu sprengen.
- Für Ehepaare beträgt der gemeinsame Sparerpauschbetrag 2000€ und kann beliebig aufgeteilt werden.
- Kinder unter 18 Jahren haben ebenfalls einen Freibetrag. Es lohnt sich also, auch für sie einen Freistellungsauftrag zu erteilen.
- Wenn du das mit dem Freistellungsauftrag ganz vergessen hast, kannst du dir die zu viel gezahlten Steuern auch über die Steuerbescheinigung zurückholen. Wende dich dazu an den Steuerberater oder die Steuerberaterin deines Vertrauens.
- Vorsicht bei Anlagen im Ausland, die dort erzielten Gewinne musst du selbst über die Steueranlage KAP versteuern.
- Befreiung von der 25% Kapitalertragssteuer ist möglich, wenn du ein Gehalt unter dem Grundfreibetrag (11.604€) inklusive Kapitalerträge beziehst. Über die NV-Bescheinigung kannst du dich beim Finanzamt von der Steuerlast befreien lassen. Eine Befreiung ist auch möglich, wenn dein Einkommenssteuersatz unter 25% liegt. Dann kannst du einen Antrag auf Steuerfreistellung stellen. Auch hierzu unbedingt die Steuerberaterin deines Vertauen konsultieren.
Ausblick
Wie die lange Liste an Ausnahmen und Good-to-know Fakten schon zeigt: Einfach und schwarz-weiß ist das Thema Steuern nie.
Wenn du jedoch Kapitalerträge aus einem Notgroschen oder Depot erzielst, solltest du dich schlau machen, wie du den Sparerpauschbetrag am besten nutzt. Mit wenig Zeitaufwand kannst du bares Geld sparen, und das ganz legal und nicht zu knapp.
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