Du möchtest bei deinen Finanzen so gut wie möglich aufgestellt sein? Dann ist ein Kontenmodell genau das Richtige für dich.
Lerne das klassische 3 Kontenmodell kennen, um mehr Struktur in deine Finanzen zu bringen.
Aus welchen Konten das 3 Kontenmodell besteht und wie du es perfekt für dich anpassen kannst, erfährst du hier.
Warum ist ein Kontenmodell wichtig?
Angenommen du hast ein Konto, ein 1 Kontenmodell. Auf dieses Konto fließen am Anfang des Monats alle deine Einnahmen (Gehalt, staatliche Zuschüsse, Unterhalt etc.). Von diesem Konto bezahlst du dann deine Fixkosten, sowie Versicherungen, Miete, Musikabonnemente u.v.m. Wahrscheinlich bezahlst du von diesem Konto auch dein Wocheneinkauf, Urlaubsbuchung und Kinobesuche.
Kein Wunder, dass du am Ende des Monats nicht genau weißt, wie viel Geld du für Lebensmittel ausgeben kannst, denn Rücklagen für größere Anschaffungen, Jahresbeiträge für Versicherungen oder Steuern vermischen sich mit deinem frei verfügbaren Geld. Was für ein Durcheinander! Außerdem ist es anstrengend, immer im Kopf mitrechnen zu müssen, damit du nicht vergisst, für die nächste große Abbuchung wie GEZ oder ähnliches etwas zurückzulegen.
Bist du dir auch manchmal nicht ganz sicher, wann der nächste Versicherungsbeitrag abgebucht wird und ob dann noch genug Geld auf deinem Konto ist? Dann profitierst du von einem Kontomodell.
Das Kontenmodell dient in erster Linie dazu, dass du dein Geld immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort hast. Das Geld auf dem Hauptkonto wartet darauf, automatisch überwiesen oder abgebucht zu werden. Auch wenn die Versicherung oder die Steuer nur einmal im Jahr abgebucht wird, weißt du, dass das Geld da ist. Das Sparkonto macht deutlich: Dieses Geld ist nur für Notfälle gedacht. Im Gegensatz dazu steht das Geld auf dem Spaßkonto für beliebige Ausgaben zur Verfügung. Je nach deiner persönlichen Definition kannst du das Geld für Ausgaben wie Essen, Reisen, Hobbys usw. verwenden.
Auf den ersten Blick ist ein Kontenmodell besonders vorteilhaft, um die Finanzen besser zu strukturieren. Etwas weniger offensichtlich sind die folgenden drei Gründe, die ebenfalls für ein Kontenmodell sprechen:
A) Du erreichst immer deine Sparziele, da du dich automatisch am Anfang des Monats zuerst bezahlst.
B) Du kannst deine Ersparnisse auf einem dafür vorgesehenen Konto anlegen. Mit etwas Recherche kannst du ein solches Konto finden, auf dem du auch Zinsen für deine Rücklagen bekommst. Mehr dazu weiter unten.
C) Keine Ebbe auf dem Konto am Monatsende. Denn mit einem Kontomodell du siehst den ganzen Monat über, wie viel Geld dir für eine Kategorie noch zur Verfügung steht. Das hat zur Folge, dass du schon während des Monats sparsamer einkaufst und auch am Ende des Monats noch genug übrig hast.
Indem du dir mit deinem Spaßkonto klare Grenzen setzt, kommst du weniger in Versuchung, dir etwas zu kaufen, das dein Budget für den Monat übersteigt. Das 3 Kontenmodell macht die unsichtbaren Grenzen deines Budgets sichtbar.
Welche Konten solltest du haben?
Das klassische 3 Kontenmodell besteht, wie der Name schon sagt, aus drei Konten. Die drei Konten sind: Hauptkonto, Sparkonto und Spaßkonto.
Auf deinem Hauptkonto gehen alle deine Einkünfte ein. Nach dem Gehaltseingang wird von diesem Konto zunächst dein festgelegter Sparbetrag auf dein Sparkonto überwiesen. Mit einem Dauerauftrag kannst du deine Sparziele kaum verpassen, da die Überweisung automatisch erfolgt. Aus den Augen, aus dem Sinn, wie es beim Sparen sein sollte.
Aus deinem Haushaltsbuch weißt du, wie viel Geld du monatlich für deine Fixkosten brauchst. Dieser Betrag verbleibt auf deinem Hauptkonto. Das Budget, das nach dem Sparen und den Fixkosten übrig bleibt, überweist du dann auf dein Spaßkonto. So hast du im Laufe des Monats immer genügend Geld für deine täglichen Ausgaben zur Verfügung.
Vom Hauptkonto werden dann im Laufe des Monats alle fixen Lebenshaltungskosten wie Miete, Versicherungen, Abonnements automatisch überwiesen bzw. abgebucht. Dank des 3 Kontenmodells musst du dir beim Einkaufen, beim Restaurantbesuch oder im Urlaub keine Sorgen machen, dass das Konto für die nächste Abbuchung der Nebenkosten nicht gedeckt sein könnte.
Variante: 2 Kontenmodell
Wenn dir ein Haupt-, ein Spar- und ein Spaßkonto zu kompliziert erscheint, ist das 2 Kontenmodell für den Anfang vielleicht besser für dich geeignet. Das 2 Kontenmodell ist eine abgespeckte Variante des 3 Kontenmodells. Hier wird das Hauptkonto sowohl für die Fixkosten als auch für die Vergnügungsausgaben verwendet. Idealerweise werden hier die Fixkosten am Anfang des Monats abgebucht, sodass du im Laufe des Monats immer klar sehen kannst, wie viel Geld dir noch für deinen Konsum zur Verfügung steht.
Für das 2 Kontenmodell spricht, ist, dass es mit jedem Konto komplizierter wird, den Überblick zu behalten. Auch wenn es sich um Unterkonten bei der gleichen Bank handelt, ist es doch etwas zeitaufwendiger, mehrere Konten regelmäßig im Auge zu behalten.
Um finanzielle Engpässe zu vermeiden, solltest du aber zumindest dein angesparten Notgroschen und weitere Rücklagen getrennt vom Tagesgeld aufbewahren. Von einem 1 Kontenmodell rate ich daher dringend ab.
Möchtest auch du von den Vorteilen profitieren und deine Finanzen mit einem Kontenmodell besser strukturieren? Dann findest du hier meine Tipps zur Einrichtung eines Kontenmodells.
So setzt du dein Kontenmodell auf
Wenn du entschieden hast, dass ein Kontenmodell der richtige nächste Schritt ist, kannst du es in nur drei Schritten einrichten. Nimm dir vor allem für den ersten Schritt Zeit.
- Konten auswählen
Der erste Schritt besteht darin, die richtigen Konten auszuwählen und einzurichten.
Für das Hauptkonto ist ein Girokonto ideal. Hier können Gehaltseingänge und die Begleichung von Fixkosten einfach abgewickelt werden. Achte bei der Wahl deines Girokontos darauf, dass du kostenlos bezahlen, überweisen und Geld abheben kannst.
Für dein separates Sparkonto, das als Notgroschen oder Festgeld dient, suche dir ein kostenloses Girokonto oder ein Tagesgeldkonto mit Depot. Achte darauf, dass das Sparkonto kostenlos ist, im besten Fall eine Verzinsung bietet und keine Depotgebühren oder versteckten Kosten anfallen. Wenn du in Zukunft in Wertpapiere investieren möchtest, wähle ein Depot mit kostenloser Depotführung und Sparplänen sowie einer großen Auswahl an Wertpapieren.
Für dein Spaßkonto ist ebenfalls ein Girokonto sinnvoll, das du für deine Konsumausgaben nutzen kannst. Hierfür eignet sich ein Girokonto, das ebenfalls möglichst kostenlos geführt werden kann, inklusive kostenloser Überweisungen und Bargeldabhebungen.
Für alle Konten gilt: Kontoführungsgebühren so niedrig wie möglich halten!
- Budgets kennen
Sobald die Konten eingerichtet sind, berechnest du deinen Geldfluss. Addiere dazu deine Einnahmen und Ausgaben der letzten Monate nach Kategorien zusammen. Ein Haushaltsbuch hilft dir dabei sehr! (Wenn du es nicht bereits eh schon tust, solltest du unbedingt anfangen ein Haushaltsbuch zuführen, denn es ist der ultimative erste Schritt, um einen Überblick über deine Finanzen zu bekommen!) Leite daraus ab, wie viel Geld du jeden Monat auf deinem Hauptkonto zur Verfügung haben musst. Berücksichtige dabei auch Ausgaben, die nicht jeden Monat, sondern vielleicht nur vierteljährlich oder jährlich abgebucht werden. Berechne, wie viel du für diese Ausgaben monatlich zur Seite legen musst, damit der Betrag bis zur Abbuchung vollständig auf dem Konto zur Verfügung steht.
Lege dann deine Sparrate fest. Hier findest du die 50-30-20-Regel sowie den 10%-Ansatz als Anregung, wie du dabei vorgehen könntest.
Jetzt kannst du dein Spaßbudget berechnen. Dein Spaßbudget ergibt sich aus der Differenz zwischen deinem Einkommen und deiner Sparrate + deinen fixen Ausgaben. - Daueraufträge einrichten
Im letzten Schritt richtest du die notwendigen Daueraufträge entsprechend deiner Budgets ein. Dabei solltest du zuerst die Sparrate priorisieren, gefolgt von fixen Ausgaben wie Miete, Internet und Versicherungen. Erst an dritter Stelle kommen die Konsumausgaben. Und schon kann es im nächsten Monat mit deinem Kontomodell und dem Spaß am Sparen losgehen.
Meine Variation des Kontenmodells
In meinem finanziellen Werdegang habe ich schon verschiedene Kontenmodelle ausprobiert, Konten eröffnet und wieder geschlossen. Aus Gründen der Transparenz stelle ich hier mein aktuelles Kontomodell vor, das sich vom 2 Kontenmodell mittlerweile zum 4,5 Kontenmodell entwickelt hat. Vor allem, wenn du eine finanzielle Struktur in deine Partnerschaft bringen möchtest, kann dieses Modell für dich interessant sein.
Meine persönliche Variante des 2 Kontenmodells besteht darin, dass ich neben meinem Hauptkonto, das ich für Einnahmen und fixe Ausgaben führe, zwei Konten zum Sparen habe. Ich habe nämlich ein extra Konto für meinen Notgroschen. Daneben habe ich ein Depot, also ein Verrechnungskonto und Wertpapiere bei einem Broker, wo meine langfristigen Investitionen getätigt werden.
Die anderen anderthalb Konten teile ich mit meinem Partner. Wir haben schon früh in unserer Beziehung ein gemeinsames Hauptkonto eröffnet. Auf dieses Konto fließt von uns beiden mittels Dauerauftrag am Monatsanfang ein fixen Betrag. Wir nutzen dieses Konto nach dem 2-Kontenprinzip. Alle laufenden gemeinsamen Ausgaben werden von diesem Konto abgebucht, sprich Fixkosten und Konsumkosten. Wenn wir gemeinsam einkaufen, z.B. Lebensmittel oder Haushaltswaren, wird dies ebenfalls vom gemeinsamen Hauptkonto abgebucht. Da wir auch im Alltag viel Zeit miteinander verbringen und gemeinsam unterwegs sind, hat sich diese Lösung für uns am besten bewährt. Fast zeitgleich haben wir auch mit einem gemeinsamen Haushaltsbuch begonnen. Da wir beide die gleiche Vorlage verwenden, war es für uns einfach, ein gemeinsames Haushaltsbuch in unseren Workflow zu integrieren.
Und dann gibt es noch das halbe Konto, das ich erwähnt habe. Das ist eine gemeinsame Sparbüchse, deshalb habe ich es nur als halbes Konto gezählt. Wir benutzen diese Sparbüchse als gemeinsames Spaßkonto. Wenn wir an einem Abend ins Kino gehen, bezahlen wir das von unserem „Honiggeld“. Wir führen wir diese Sparbüchse nur in bar, haben also kein extra Konto dafür. Unser Haushaltsbuch hat allerdings eine eigene Spalte für Honiggeld, damit wir den Durchblick behalten, sollten wir doch von unserem Hauptkonto eine Ausgabe der Kategorie Spaß tätigen.
Meine Konten habe ich derzeit bei den folgenden Banken angelegt:
- Hauptkonto: Einnahmen und fixe Ausgaben (DKB)
- Sparen: Notgroschen (Trade Republic)
- Sparen: Depot/ Verrechnungskonto (Scalable Capital**)
- gemeinsames Hauptkonto (DKB)
- gemeinsames Spaßkonto, „Honig-Geld“ (Sparbüchse)
- Dies ist keine Werbung, Empfehlung oder Beratung, sondern nur eine Darstellung meines Systems.
Vielleicht ist Dir aufgefallen, dass ich kein privates Vergnügungskonto habe und somit statt eines 3 Kontenmodells ein 2 Kontenmodell führe. Der Grund dafür ist, dass meine Ausgaben für Spaß (nur für mich, ohne meinen Partner) nur 11% meiner Ausgaben ausmachen. Dafür lohnte es sich nicht, ein eigenes Konto zu führen, so dass ich meine Konsumausgaben nun aus dem „Überschuss“ bezahle, der sich auf meinem Tagesgeldkonto angesammelt. Alle paar Monate schiebe ich dann ungenutzen Überschuss gebündelt in mein Depot.
Damit ich den Überblick über die vier Konten nicht verliere, habe ich für mein Haushaltsbuch noch die Funktion „Geld Screenshot“ eingerichtet, so dass ich monatlich eine Übersicht über die verschiedenen Kontostände erstelle. Für den Anfang ist eine solche Übersicht und Anzahl von Konten aber nicht notwendig.
Ausblick
Wenn du mehr Übersicht und Struktur in deine Finanzen bringen möchtest, beginne mit dem 2 Kontenmodell mit einem Haupt- und einem Sparkonto. Du kannst dein Kontenmodell entweder sofort oder im Laufe der Zeit auf das 3 Kontenmodell erweitern. Mit zunehmendem Vermögen werden deine Konten wahrscheinlich weiter wachsen. Durch diesen schleichenden Prozess wirst auch du dich allmählich daran gewöhnen, mehrere Konten im Blick zu behalten.
Um dir einen Überblick über deine Einnahmen und Ausgaben zu verschaffen, findest du hier meine kostenlose Haushaltsbuchvorlage.
Wenn du dich fragst, wie viel Geld du am Anfang des Monats zum Sparen zur Seite legen solltest, findest du hier die weit verbreitete 50-30-20 Regel und die 10% Regel erklärt. Damit steht dem Start deines Kontenmodelles nichts im Wege.
Disclaimer: Die auf dieser Website bereitgestellten Informationen stellen keine Finanzberatung dar und sind nicht als solche gedacht. Die Informationen sind allgemeiner Natur und dienen nur zu Informationszwecken. Wenn Sie Finanzberatung für Ihre individuelle Situation wünschen, sollten Sie den Rat von qualifizierten Finanzberater*Innen einholen.
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