In einem emotionalen Moment suchen wir nach einer schnellen Ablenkung und Lösung unseres Problems und greifen ziellos ins Regal und machen einen Frustkauf. Ob im Schuhgeschäft, im Bekleidungsgeschäft, im Supermarkt oder in der Apotheke. Überall werden Produkte angepriesen, die unser Problem für uns lösen. Wenn wir uns in einem emotionalen Zustand befinden, fällt es uns schwer, rational abzuwägen, ob das Produkt tatsächlich unser wirkliches Problem löst oder nur irgendein Problem (und ob dieses Problem für uns wirklich ein Problem ist, wie z.B. Zahnaufhellungsstreifen). Um Geld zu sparen und Rücklagen zu bilden, müssen wir lernen, solche Frustkäufe zu vermeiden. Und genau dafür gibt es die 24-Stunden-Regel. Doch zuvor müssen wir unsere Frustkäufe genauer unter die Lupe nehmen, um sie besser zu verstehen.
Wo lauert die Gefahr von Frustkäufen?
Die Gefahr lauert überall dort, wo man Geld ausgeben kann. Besondere Gefahrenzonen sind vor allem Lebensmittelläden, Online-Shopping und Einkaufszentren, weil hier die Marketingmaschinen auf Hochtouren unsere Synapsen fluten.
Soulfoud-Essen
Während Essen, insbesondere Soulfood, Balsam für die Seele sein kann, wirkt sich die systematische Ablenkung durch Essen negativ auf deinen Geldbeutel und auch auf deine Gesundheit aus. Denn die wenigsten von uns spülen ihre schlechte Laune mit einem Apfel und Mandeln hinunter. Stattdessen greifen wir zu hochverarbeiteten Lebensmitteln, die besonders fettig, süß oder salzig sind. Das hebt zwar kurzfristig die Laune, führt aber langfristig eher zu einer Verschlechterung der eigenen Situation.
Einkaufen im Internet
Beim Online-Shopping lauern mehrere Fallen. Zum einen setzen Online-Shops darauf, dass dein Kauf sehr schnell über die Bühne geht. Zwischen dem Entdecken des Produktes z.B. bei einem Influencer oder in der Werbung und dem Kauf liegen manchmal nur wenige Minuten. Dank der vielen Online-Bezahlmöglichkeiten, die wir aus Bequemlichkeit sogar hinterlegt haben, können wir einkaufen, ohne etwas eingeben zu müssen. Diese Bequemlichkeit macht es den Unternehmen noch leichter, uns zu Frustkäufen zu verleiten. Durch den Stress negativer Emotionen werden die rationalen Barrieren im Gehirn heruntergefahren. Ein einfacher Timer auf der Website, der ein zeitlich begrenztes Angebot suggeriert, verleitet uns zu schnellem Handeln, und anstatt unser Handeln zu hinterfragen, schlagen wir einfach zu. Schließlich hüllen wir uns beim Online-Shopping in Anonymität, weshalb wir uns nicht zurückhalten oder hinterfragen müssen, was wir kaufen oder zum Beispiel in welchen Mengen, da uns kein Kassierer schräg anschauen könnte.
Das altbekannte Schaufenster-Shopping
Bei Frustkäufen in Kaufhäusern ist die Bandbreite der Produkte so groß wie die Bandbreite der Charaktere, die diesen Satz lesen. Anders gesagt: Für jeden Menschen gibt es eine andere Produktgruppe, die ihn besonders anspricht. Beispiele sind: Schuhe, Dekoartikel, Büromaterial, Pflanzen etc. Frustkäufe entstehen, wenn wir versuchen, ein unbefriedigtes Bedürfnis durch einen Kauf zu befriedigen. Dabei greifen wir bevorzugt zu Gegenständen, die für uns einen hohen emotionalen Wert haben. Dies sind Produkte, mit denen wir uns stark identifizieren, wie zum Beispiel unsere Hobbys. Durch diesen engen Bezug zu unserem Alltag lässt sich ein Kauf leicht rechtfertigen, ohne uns einzugestehen, dass es sich um einen Frustkauf handelt.
Wie erkenne ich Frustkäufe?
Führst du schon länger als 3 Monate ein Haushaltsbuch, kannst du anhand deiner Aufzeichnungen erkennen, welcher Art von Frustkäufen du am ehesten verfällst. Wenn du noch kein Haushaltsbuch führst, dann lege ich dir ans Herz damit anzufangen. Mit wenig zusätzlichem Aufwand kannst du mit einem Haushaltsbuch deine größten Sparpoteziale entdecken und deine Finanzen in den Griff bekommen.
Zurück zu den Frustkäufen: Um Frustkäufe zu erkennen, verwende ich folgende drei Kriterien.
1. Du hast vor einem Tag noch geplant gehabt, dieses Produkt zu kaufen.
Das erste Kriterium ziel darauf ab, abzuklopfen ob es sich um ein überlegten Kauf handelt. Wenn dies nicht der Fall ist, ist es wahrscheinlicher, dass es sich um einen emotionalen Kauf handelt, der ein anderes zugrunde liegendes Bedürfnis befriedigen soll. Es lohnt sich, darüber nachzudenken, ob es dir dein verdientes Geld wert ist, zu versuchen, das zugrunde liegende Bedürfnis (meist erfolglos) durch einen Kauf zu befriedigen.
2. Du hast kein wirklichen Bedarf für dieses Produkt.
Das zweite Kriterium ist nicht ganz so einfach zu begründen, weshalb das wort wirklich eine entscheidenen Rolle spielt. Warum wirklich? Weil wir uns natürlich im Eifer des Gefechts eine Geschichte zusammenreimen können, warum wir dieses Ding brauchen. Wenn Emotionen im Spiel sind, sind wir Meisterinnen darin, uns selbst zu täuschen. Es braucht etwas Übung und Selbstdisziplin, um diesem Kriterium der Kaufentscheidung auf den Grund zu gehen. Sicher ist, dass es mit etwas Zeit und Abstand immer leichter fällt.
3. Rückblickend in einem Monat würdest du diesen Kauf nicht noch einmal tätigen.
Das dritte Kriterium ist das Ass im Ärmel, denn durch den Perspektivwechsel in die Zukunft stellst du den Kauf in einen Gesamtzusammenhang. Ziel ist es, deinen Blick auf deine langfristigen Ziele zu lenken. Was auch immer dich motiviert, deine Finanzen in den Griff zu bekommen und Frustkäufe zu vermeiden, die Einordung des Kaufs in ein größeres Ganzes als die aktuelle Stresssituation rückt die Konsequenzen des Kaufs (finanziell, gesundheitlich oder mehr Besitz) in den Vordergrund.
Wenn du bei dem Blick ins Haushaltsbuch feststellt, dass dein Geld in diverse unergründliche Löcher fließt oder du Budgets nicht einhalten kannst, sollte dieses Verhalten auch bei vermeintlich wichtigen Anschaffungen wie dem Wocheneinkauf berücksichtigen.Denn auch hier können sich Frustkäufe einschleichen, die sich mit einem kleineren Preisschild tarnen. Aber Kleinvieh macht auch Mist. Wenn du dein Einkaufsverhalten mit diesen Kriterien kritisch unter die Lupe nimmst, wirst du immer mehr Verhaltensmuster entdecken. Vorsicht: Sei nicht zu streng mit dir selbst, denn wie bei allem gilt auch beim Frustkaufen: Die Dosis macht das Gift.gerückt
Was ist die 24-Stunden-Regel gegen Frustkäufe?
Wenn du jetzt erkannt hast, dass du anfällig für Frustkäufe bist, habe ich eine tolle Nachricht für dich. Mit einer einzigen Gewohnheit kannst du dein Portemonnaie innerhalb weniger Wochen sicher vor Frustkäufen schützen. Die einzige Regel lautet: Warte 24 Stunden, bevor du Geld ausgibst. Wenn du diese Angewohnheit erst einmal verinnerlicht hast, ist es so einfach wie es klingt. Aber die Wochen, bis du diese Regel vollständig verinnerlicht hast, sind ein bisschen holprig. Auf dem Weg wirst du ein paar Mal scheitern. Lass dich davon nicht entmutigen, sondern richte deine Krone und starte den nächsten Versuch.
Wenn du etwas entdeckst, das in dir den Wunsch auslöst, es zu haben, nimm diesen Wunsch wahr und mach dir eine mentale (oder digitale/physische) Notiz davon was du kaufen möchtest mit Datum und Uhrzeit. Entferne dich anschließend von der Situation, OHNE das Geld ausgegeben zu haben. In vielen Geschäften kannst du ein Produkt an der Kasse bis zum nächsten Tag zurücklegen lassen. Wenn du am nächsten Tag immer noch überzeugt bist, dass der Kauf eine gute Entscheidung ist und in dein Budget passt, dann kaufe es.
Schon nach einer Woche wirst du feststellen, dass es Dinge gibt, von denen du im ersten Moment dachtest, dass du sie unbedingt haben willst, die du am nächsten Tag gar nicht mehr in Erwägung gezogen hast.Am Anfang wird es schwer sein, den Verlockungen zu widerstehen und Tricks wie zeitlich begrenzten Angeboten oder vermeintlich einmaligen Rabatten zu widerstehen, aber sei beruhigt: Das nächste Angebot wartet gleich um die Ecke. Und wenn du weißt, dass ein Tag wie Black Friday bevorsteht, kannst du dir einfach 24 Stunden vorher überlegen, welche Produkte du wirklich brauchst und dann explizit und bewusst danach suchen und nur diese kaufen. So sparst du mit Abstand am meisten!
Ausblick
Egal ob du dich mit Essen, Onlineshopping oder materialistischen Dingen den Frust von der Seele shoppst: Mit der 24-Stunden-Regel kannst du dir das Frustkaufen ein für alle Mal abgewöhnen. In Momenten der Trauer, Wut oder Verzweiflung bewahrt dich die 24 Stunden Regel davor, dich mit zusätzlichen Schuldgefühlen oder Verzicht zu belasten. Du kannst dir sicher sein, dass du dir etwas gönnen kannst, wenn du es dir nur 24 Stunden vorher klar und deutlich gewünscht hast. Und wenn der Frust so groß ist, dass du nach 24 Stunden immer noch unbedingt einen großen Becher Eis oder eine fettige (pflanzliche) Pizza brauchst, dann sei dir das auch gegönnt und in solchen Ausnahmen auch mit deinem Freizeitbudget vereinbar.
Den erfahrenen Sparerinnen unter uns wird die 24-Stunden-Regel schon in Fleisch und Blut übergegangen sein. Die gute Nachricht ist, dass sich diese Regel beliebig erweitern lässt. Die eine wartet einen Tag, die andere eine Woche, wieder andere einen Monat. Bei No-Buy-Challenges, die auch auf ein Jahr angelegt sein können, geht es genau darum: Spontankäufe unterbinden, um sich die Zeit zu geben, herauszufinden, ob man etwas wirklich haben will oder ob man gerade durch äußere Einflüsse zum Kauf verleitet wird. Wie lange wartest du?
Sind dir beim Lesen Dinge in den Sinn gekommen, die Frustkäufe sind und die du jetzt zu Hause hast? Schreibe gerne in den Kommentaren, welche Erfahrungen du gemacht hast und ob die 24-Stunden-Regel dir jetzt hilft, Frustkäufe zu vermeiden. Wenn du beim Einkaufen noch mehr Sparen möchtest, dann findest du im Blogbeitrag Sparen beim Einkaufen leicht gemacht sechs praktische Tipps, wie du einfach Geld sparen kannst.
Disclaimer: Die auf dieser Website bereitgestellten Informationen stellen keine Finanzberatung dar und sind nicht als solche gedacht. Die Informationen sind allgemeiner Natur und dienen nur zu Informationszwecken. Wenn Sie Finanzberatung für Ihre individuelle Situation wünschen, sollten Sie den Rat von qualifizierten Finanzberater*Innen einholen.
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