Der deutsche Staat sorgt doch mit Rente für seine Bürgerinnen, damit niemand im Alter mit leeren Händen dasteht, oder?
Dass das deutsche Rentensystem immer mehr ins Wanken gerät, ist bereits in aller Munde, aber wie genau funktioniert das Rentensystem und warum sieht die Zukunft nicht rosig aus?
Hier findest du die Grundlagen des deutschen Rentensystems verständlich und einfach erklärt. Alles, damit du dich optimal um deine Altersvorsorge kümmern kannst.
Rente in Deutschland – Was steht mir denn zu?
Das deutsche Rentensystem basiert auf drei Säulen: der gesetzlichen Rentenversicherung (Altersrente), der betrieblichen Altersversorgung und der privaten Altersvorsorge. Was du im Alter an Rente bekommst, hängt davon ab, was du im Laufe deines Lebens in diesen drei Säulen angespart hast. Deine Rente setzt sich dann aus der Summe dieser drei Säulen zusammen.
Die gesetzliche Rentenversicherung
Wenn man hört, dass das Rentensystem zum Scheitern verurteilt ist, dann ist die gesetzliche Rentenversicherung gemeint. Denn dieses System ist so aufgebaut, dass es einen großen Geldtopf gibt, in den alle Erwerbstätigen einzahlen. Gleichzeitig werden aus diesem Topf alle Renten an diejenigen ausgezahlt, die nicht mehr arbeiten. Da die Einzahlungen direkt an die Rentner ausgezahlt werden, spricht man hier auch von einem „Umlageverfahren“.
Die gesetzliche Rentenversicherung funktioniert also so, dass du, während du arbeitest, jeden Monat einen Geldbetrag einzahlst, der von deinem Gehalt abhängt. Sobald du das Rentenalter erreicht hast, bekommst du eine monatliche Rente bis an dein Lebensende. Damit das Ganze gerecht abläuft, werden verschiedene Faktoren berücksichtigt. Um die einzelnen Elemente des System zu verstehen, müssen folgende Fachbegriffe geklärt werden:
Rentenpunkte
Rentenpunkte, auch Entgeltpunkte genannt, sind deine Sternchen in deinem Hausaufgabenheft. Je mehr Rentenpunkte du vor deiner Pensionierung gesammelt hast, desto mehr Rente bekommst du jeden Monat.
Jedes Jahr wird anhand deines Gehalts berechnet, wie viele Rentenpunkte du für das Jahr erhältst. Dabei wird der Durchschnittslohn der Rentenbeitragszahlerinnen zugrunde gelegt. Als Durchschnittsverdienerin bekommst du 1 Rentenpunkt pro Beitragsjahr. Liegst du 25 % unter dem Durchschnitt, erhältst du 0,75 Rentenpunkte, liegst du 50 % über dem Durchschnitt, werden dir 1,5 Rentenpunkte gutgeschrieben.
Die Rentenpunkte fließen in die Formel zur Berechnung deiner Rente ein. Einem Rentenpunkt ist ein Geldwert zugeordnet, der jährlich angepasst wird. Im Jahr 2024 wird der Wert eines Rentenpunktes 39,32 Euro betragen.
Rentenbeitrag
Der allgemeine Rentenbeitrag beträgt im Jahr 2024: 18,6 %, wobei die Hälfte von dir und die Hälfte von deiner (sozialversicherungspflichtigen) Arbeitgeberin getragen wird. Als Erwerbstätige zahlst du monatlich etwa 9% deines Gehalts als Rentenbeitrag in den allgemeinen Rententopf ein. Diese Zahlungen tauchen auf deinem Lohnzettel auf.
Beitrag vom Staat
Die gesetzliche Rentenversicherung ist neben den Renten auch für andere Leistungen wie z.B. Reha-Leistungen zuständig, die ebenfalls aus dem allgemeinen Renten-Topf bezahlt werden müssen. Da die 18,6% der Erwerbstätigen nicht ausreichen, um den Topf für die Ausgaben zu füllen, zahlt auch der Staat in diesen Topf ein. Derzeit werden rund 30% der Ausgaben der Rentenversicherung aus dem Bundeshaushalt finanziert. Davon fallen 4,7% für die Kosten für Kindererziehungszeiten im Jahr 2022 an. [BMAS]
Renteneintrittsalter
Das Renteneintrittsalter gibt an, ab wann man in Rente gehen kann und die volle Rente erhält. Es ist möglich, früher in Rente zu gehen, aber dann erhält man nicht die volle Rente, da man seinen Anteil über eine längere Lebensarbeitszeit ausbezahlt bekommt.
Im Jahr 2024 liegt das reguläre Renteneintrittsalter bei 67 Jahren, wobei es von 65 Jahren schrittweise angehoben wird.
Nun die Frage aller Fragen: Wie hoch ist meine Rente?
Die Höhe der monatlichen Rente wird nach folgender Formel berechnet:
Rentenbetrag = Rentenpunkte x Zugangsfaktor x aktueller Rentenwert x Rentenartfaktor
Die hier zusätzliche auftauchenden Fachbegriffe bedeuten:
- Zugangsfaktor: Wenn du früher oder später in Rente gehst, wird hier deine Rentenhöhe entsprechend angepasst.
- aktueller Rentenwert: Entspricht dem Wert eines Teils des Topfes, also dem Betrag, der für die durchschnittliche Beitragszahlerin nach 45 Jahren vorgesehen ist.
- Der Rentenartfaktor: weicht von 1 ab, wenn du z. B. eine Erwerbsminderungsrente beziehst.
Als Arbeitnehmerin erhälst du jährlich eine Renteninformation, in der diese Werte für dich angegeben sind. Da einige Werte, wie z.B. der aktuelle Rentenwert, flexibel sind, ist eine exakte Berechnung deines Rentenbetrags in der Zukunft nicht möglich.
Der Generationenwechsel
Der demographische Wandel ist für das Rentensystem aufgrund des Umlageverfahrens besonders relevant. Problematisch wird der Wandel, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen. Dies wird ab 2025 verstärkt der Fall sein, und die geburtenschwachen Jahrgänge danach können den Topf nicht schnell genug füllen, um die große Menge an notwendigen Renten zu bezahlen. Diesem Problem wird zum einen dadurch entgegengewirkt, dass die Anteile für die Rentner geringer ausfallen. Und damit schließt sich der Kreis, warum das Thema Altersarmut so präsent ist. Wenn man sich sein Leben lang auf das Rentensystem verlassen hat, weil man immer eingezahlt hat, dann ist es vielleicht nicht verständlich, warum man im Alter so wenig aus dem Topf bekommt.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung nicht zu einem Anspruch auf eine bestimmte Rentenhöhe führt, sondern nur zu einem Anspruch auf EINE Rente. Die Höhe der Rente errechnet sich dann aus dem Topf und weiteren Parametern.
Für das Jahr 2024 wird geschätzt, dass du nur 43% deines letzten Nettoeinkommens als Rente erhältst, also eine Rentenlücke von 57%, die du durch sparsame Lebensweise oder die anderen Säulen deiner Altersvorsorge ausgleichen musst. Denn auch von der Rente müssen Krankenkassenbeiträge, Steuern etc. bezahlt werden.
Die gesetzliche Rente ist natürlich noch viel komplizierter und für alles gibt es Ausnahmen, um die gesamte Bevölkerung abzudecken. Ich möchte dir hiermit einen Überblick und einen Einstieg in die Thematik geben, wenn du noch weit von der Rente entfernt bist, aber schon jetzt klug handeln möchtest, um dir einen schönen Lebensabend zu ermöglichen.
Da sich dieser Engpass bereits seit einigen Jahren abzeichnet, hat der Staat in den letzten Jahrzehnten verstärkt versucht, Anreize für die Bevölkerung zu schaffen, auch eigenständig für das Alter vorzusorgen.
Betriebliche Altersvorsorge
Zusätzlich zur gesetzlichen Rentenversicherung bieten einige Arbeitgeber ihren Mitarbeiterinnen an, sie bei der Altersvorsorge zu unterstützen. Dies wird als betriebliche Altersvorsorge oder betriebliche Altersversorgung, kurz bAV, bezeichnet. Dabei haben die Unternehmen einen großen Spielraum, wie sie ihre Programme gestalten, so dass man manchmal richtig absahnen kann. Vor allem, wenn der Arbeitgeber die betriebliche Altersvorsorge allein finanziert, kann es kaum schaden, diesen Bonus mitzunehmen. Du solltest also unbedingt einen Blick in die Unternehmensbroschüre werfen, auch wenn du schon einige Jahre in deinem Unternehmen bist.
Gibt es kein lukratives Angebot, kannst du von deinem Recht auf Entgeltumwandlung Gebrauch machen. Bei der Entgeltumwandlung zahlst du einen Teil deines Bruttolohns in einen bAV-Vertrag ein. Seit 2019 sind Arbeitgeberinnen verpflichtet, 15% zu diesen Einzahlungen hinzuzugeben.
Der Vorteil einer betrieblichen Altersversorgung ist, dass du auf die Einzahlungen Steuern und Sozialabgaben sparen kannst.
Ob sich eine bAV in deiner Situation lohnt, kannst du nur durch genaues Vergleichen und Abwägen prüfen. Auch weil die Verwaltung der Einzahlungen oft an Versicherungsunternehmen ausgelagert ist, was neue Risiken und Kosten mit sich bringen kann.
Private Altersvorsorge
Die dritte Säule der Altersvorsorge beschreibt alle sonstigen Ersparnisse für das Alter. Auch hier geht es darum, während deiner Erwerbstätigkeit mit kleinen monatlichen Beträgen ein Vermögen anzusparen, das dir im Alter zur Verfügung steht um die Rente etwas aufzubessern. Das können Aktien, eine Immobilie oder andere Investitionen sein. Da es sich hierbei nicht unbedingt um eine Versicherung handelt, kann es zwar keine Garantie auf eine lebenslange Rente geben, dafür hast du aber die volle Kontrolle und Einsicht über das Vermögen. Voraussetzung ist, dass du dich genau informierst und dir einen Überblick verschaffst. Im Blogbeitrag zur Riester-Rente erfährst du, wie es ausgehen kann, wenn du dich von einer netten Beratung vom Wesentlichen ablenken lässt.
Anders als bei der gesetzlichen und der betrieblichen Altersvorsorge kannst du bei der privaten Altersvorsorge selbst entscheiden, wie du dein Geld anlegen möchtest, damit es möglichst nicht an Wert verliert oder sich noch besser vermehrt. Wie das geht, erfährst du im Artikel Grundlagen des Investieren. In diesem Artikel kannst du an einfachen Rechenbeispiel erkennen, wieso ein früher Anfang der Altersvorsorge so entscheidend ist.
Ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft?
Das Thema Rente wird von vielen so lange verdrängt, bis es fast schon an die Tür klopft. Warum genau das für uns junge Menschen keine gute Idee ist, hast du nun verstanden. Die bestehenden Systeme sind weder ideal noch sicher, um uns in ferner Zukunft wirklich genug Geld für einen angenehmen Lebensabend zu ermöglichen.
Wenn du diesen Artikel durchgelesen hast, bist du vielen anderen schon einen Schritt voraus. Du hast jetzt das Problem verstanden und kannst nachvollziehen wohin so manche Zahlung auf deiner Gehaltsabrechnung verschwindet. Jetzt kannst du deine nächste Renteninformation genau unter die Lupe nehmen und prüfen, ob du mit deinem aktuellen Portfolio gut aufgestellt bist im Bereich Altersvorsorge.
Da die Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung für viele Pflicht ist, macht es keinen Sinn, sich hier weiter den Kopf zu zerbrechen. Anders sieht es bei der betrieblichen Altersvorsorge aus, hier solltest du deine Möglichkeiten prüfen. Ich habe mich auch die ersten zwei Jahre in meinem ersten Job einfach mit dem zufrieden gegeben, was mir angeboten wurde. Lass aus diesen zwei Jahren nicht 5, 10 oder gar 15 Jahre werden!
Und dann gibt es noch die dritte Säule: Die private Altersvorsorge. Darauf solltest du besonderen Wert legen, weil du dir damit etwas aufbauen kannst, was dich vor Altersarmut bewahrt. Das Thema Investieren ist oft das am wenigsten bekannte zum Thema Rente und somit auch das mit dem größten Aufwand bei der Recherche verbunden, aber dieser Aufwand zahlt sich wirklich aus. Wenn du jetzt Lust bekommen hast, in die private Altersvorsorge einzusteigen, empfehle ich dir unsere Blogkategorie: Investieren. Wenn du ein bestimmtes Thema vermisst, schreibe es einfach in einen Kommentar, dann versuche ich es eher früher als später aufzugreifen. Das Thema private Altersvorsorge und Geldanlage mit seinen unendlich vielen Möglichkeiten ist einfach zu groß, um alles auf einmal abzudecken!
Disclaimer: Die auf dieser Website bereitgestellten Informationen stellen keine Finanzberatung dar und sind nicht als solche gedacht. Die Informationen sind allgemeiner Natur und dienen nur zu Informationszwecken. Wenn Sie Finanzberatung für Ihre individuelle Situation wünschen, sollten Sie den Rat von qualifizierten Finanzberater*Innen einholen.
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